Rosmarin Chemotypen

Rosmarinöl ct. 

Rosmarin Chemotypen

Rosmarin bildet drei verschiedene Chemotypen aus, deren deutliche Unterschiede man kennen sollte, um mit dem richtigen Öl die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Ätherische Öle Chemotypen

Der Begriff des Chemotyps (abgekürzt ct.) bezieht sich auf die unterschiedlichen chemischen Merkmale von Pflanzen, die vom Phänotyp, also von ihren äußeren Merkmalen her, dennoch gleich sein können. Ein und dieselbe Pflanzenart kann eindeutig als identisch identifiziert werden, doch durch unterschiedliche Wuchslage oder Klimabedingungen verschiedene Inhaltsstoffe entwickeln. Dieser chemische Polymorphismus kommt besonders häufig bei Myrtengewächsen, Lorbeerpflanzen und eben auch bei Lippenblütlern wie dem Rosmarin vor.

So findet sich in der Literatur zur Aromatherapie und Naturheilkunde hinter der Bezeichnung Rosmarin meist noch die Nennung des Chemotyps als biochemische Beschreibung der individuellen Pflanze. Auf diese Weise wird zugleich die therapeutisch wichtige Leitsubstanz angegeben. Diese muss nichts zwangsläufig den prozentual höchsten Anteil der Inhaltsstoffe ausmachen.

Beim ätherischen Rosmarinöl werden für gewöhnlich die drei Chemotypen Borneon, Cineol und Verbenon unterschieden.

Sich vor der Anwendung bewusst zu sein und zu beachten, dass Öle von einer Pflanzenart ganz verschieden zusammengesetzt sein können ist wichtig, denn je nach Zusammensetzung können Wirkungen und auch Nebenwirkungen der Öle verschieden sein.

Auch und besonders bei klinischen Studien ist es essentiell, die genaue Zusammensetzung der verwendeten Pflanze zuvor zu bestimmen und anzugeben, da andernfalls Ergebnisse nicht reproduzierbar sind.

Die Chemotypen des Rosmarins

In der Literatur wird das ätherische Rosmarinöl oft in die drei Chemotypen Borneon, Cineol und Verbenon unterteilt. Es finden sich passende Tabellen, welche die genaue Zusammensetzung und die genauen Anteile der Inhaltsstoffe in Prozent wiedergeben. Doch in der Praxis muss man häufig feststellen, dass sich tatsächlich nur wenige auch sehr gute Öle in diese Schemata pressen lassen und dass die Natur oft eine viel größere Vielfalt hervorbringt, als in der Literatur beschrieben wird.

Verbenon

Strukturformel Verbenone


Zusammenhang von Herkunft und Inhaltsstoffen

Abhängig vom Klima und den Wetterbedingungen im Erntejahr und von der genauen Erntezeit, kann es zu den unterschiedlichsten Variationen die Inhaltsstoffe des Rosmarins bzw. Rosmarinöls betreffend kommen, die über die übliche Einteilung in die drei Chemotypen Borneon (Kampfer), Cineol und Verbenon hinausgeht. Wenn es auch oft schwierig ist, diese unterschiedlichen Ausprägungen in ein Schema zu pressen, so kann es sinnvoll sein, nach Herkunftsort vorzugehen.

Spanischer Rosmarin

So entsteht in Spanien häufig ein sehr kampferhaltiger Rosmarintyp, doch kann dieser in südlichen, direkt am Mittelmeer gelegenen Teilen der iberischen Halbinsel mit seinen niederschlagsreichen Wintern auch mit einem ausgeglicheneren Anteil von Kampfer und Cineol und somit in gesundheitlicher Hinsicht völlig anders gelagerter Form vorkommen. Bewährte Anwendungsgebiete dieses Typs sind in der Naturheilkunde Haarausfall, juckende Kopfhaut, Muskelkater, Muskelverspannungen, Muskelkrämpfe, Spastiken,  Schmerzen und Verletzungen unterschiedlicher Ursache. Eine Besonderheit beim Einsatz von Rosmarinöl gegen muskuläre Beschwerden ist, dass beim Auftragen auf die Haut bei der Massage die Hauttemperatur sinkt, doch durch die durchblutungsfördernde Wirkung entsteht beim Behandelten ein subjektives Wärmegefühl. Weitere naturheilkundliche Behandlungsgebiete des südspanischen Rosmarins sind Probleme mit zu seltener oder zu geringer Menstruation, Abzesse, Akne, fettige Haut, Cellulite, die Stärkung des Immunsystems und Hypotonie. Sein belebender Duft kann Morgenmuffeln und Menschen mit niedrigem Blutdruck beim Munterwerden helfen. Kreislauf und Stoffwechsel können durch ein paar Tropfen des Öls als Zusatz zum Duschgel angeregt werden.

Mehr Details zum spanischen Rosmarin sind im Artikel Spanischer Rosmarin zu lesen.

Rosmarin aus Nordafrika

Der nordafrikanische Typ hingegen wirkt besonders gut auf unser Immunsystem und ist sehr anregend und ist dabei doch recht mild und schonend. Durch seine Hauptwirkstoffkombination  erinnert sein ätherisches Öl an typische Erkältungsöle wie Eukalyptus. Sein Duft ist scharf und belebend und öffnet den Atem. So ist dieser Chemotyp aus naturheilkundlicher Sicht besonders zur Behandlung von Atemwegerkrankungen und Erkältungskrankheiten geeignet. Er ist schleimlösend und hilft beim Abhusten und lässt die Atmungsorgane abschwellen. Darüber hinaus regt dieser Typ am stärksten die Konzentration und Merkfähigkeit an.

Äußerlich angewendet wirkt sich nordafrikanischer Rosmarin heilend und schmerzlindernd bei der Wundheilung und bei Pilzerkrankungen aus und wirkt am stärksten gegen Durchblutungsstörungen. Auch bei der Haarpflege –speziell von schnell fettendem Haar – wirkt der nordafrikanische Typ am effektivsten. Zudem ist nordafrikanisches Rosmarinöl das Öl gegen seelische Probleme wie nervöse Beschwerden, geistige Erschöpfung, Antriebslosigkeit und seelische Ängste.

Detaillierte Informationen zum Rosmarin Cineol sind im Artikel Nordafrikanischer Rosmarin aufgeführt.

Französischer Rosmarin

Rosmarin aus Frankreich tut vor allem unserem Verdauungssystem gut und ist daher nicht nur als ätherisches Öl sondern auch in der Form von Speiseöl, Tee und als Gewürz hervorzuheben.

Beliebte Anwendungsbereiche des französischen Rosmarins in Naturheilkunde und Aromatherapie sind Bronchitis, Migräne, Leberbelastung, Leberschwäche, Gallenblasenkolik, Bauchkrämpfe und leberbedingte physische oder psychische Müdigkeit. Gerade in Bezug auf Leber und Galle gilt dieser Rosmarin als Spezialist. Er entfaltet seine Wirkung am besten bei äußerlicher Anwendung in Form von Einreibungen oder Leber- und Bauchwickeln. Besonders nach leberbelastenden Behandlungen und Fastenkuren steigert französischer Rosmarin aus naturheilkundlicher Erfahrung die Effektivität eines Leberwickels, fördert die Gallesekretion der Leberzellen und trägt zur Entgiftung der Leber bei. Zudem hat es eine krampflösende Wirkung auf die Gallenblase und fördert die Darmtätigkeit. Durch Stress, Ernährung und Toxine können Störungen in Leber und Galle verursacht werden, die zu seelischen Verstimmungen führen. So wirkt Rosmarin aus Frankreich auch gegen Migräne, depressive Verstimmungen und Müdigkeit, die durch derartige Störungen hervorgerufen wurden.

Wer mehr über Rosmarin Verbenon erfahren möchte liest im Artikel Französischer Rosmarin weiter.

Die wichtigsten Anwendungsbereiche des ätherischen Rosmarinöls, die beste Wirkung nach Herkunftsort und die besten Anwendungsarten des Öls sind in den Artikeln unter Wirkung und Anwendung noch einmal ausführlich und übersichtlich dargestellt.